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Ein Brief

Hallo mein Engel!


Ich
schreibe Dir, weil mein Tagebuch mir nicht mehr reicht.
Weiß, dass Du in der Nähe bist, aber ich spüre Dich nicht mehr.
Doch
vielleicht kannst Du diese Zeilen irgendwo sehen und lesen.
Wahrscheinlich spürst Du ja auch schon, dass ich Dich vermisse.
Oder möchtest Du Dich nur momentan nicht zeigen.

Doch
ich brauche Hilfe.

Denn
meine Entscheidungen sind nicht mehr so ganz die Richtigen.
Ich schwimme immer wieder aufs Neue, wenn mein Kopf mir was sagt.
Ja, mein Kopf ist momentan stärker, als mein Wille.
Ich kann mich nicht mehr durchsetzen. Hat mein Kopf eine Idee, redet er nur noch darüber, wie er es machen möchte und fragt mich nicht mehr. Er setzt die Idee durch, sodass ich nur noch seine Aktion ausführen darf. Fühle mich manchmal wie eine Marionette, die nur noch bedient wird und meiner einer handelt.

Auch
mein Leben entscheidet nichts mehr. Es will einfach nur noch so vor sich hin bewegen.
Es war noch schön, als es zu mir kam und mich fragte, was können wir den heute Schönes erledigen. Möchte nicht sagen, dass alles immer richtig war, doch zeigte mir das Leben sich selbst.
Es hatte auch Geduld mit mir, wartete ab, ob ich eine seiner Entscheidungen gut gefunden habe oder nicht. Wir arbeiteten ziemlich gut zusammen, natürlich mit guten und mit schlechten Tagen. Doch wir waren ein Team, was immer versuchte miteinander auszukommen.

Das
Gespür, mein Hobby wieder zu verstärken, ist meist eine große Herausforderung.
Das Positive auszuüben, es ist ein wenig leichter geworden, aber der Weg dorthin ist überwiegend (verdammt) schwer. Doch wenn es dann geschafft wurde, dieses auszuführen, merke ich auch wieder, dass alles ein wenig anders ist, als wie noch vor fünf Jahren. Die gewissen Glücksmomente sind zwar da, doch sind sie kürzer als sonst. Das ist eine schwere Last, die ich nicht gebrauchen kann!

Daher
bin ich der Meinung, dass ich was verloren habe oder mir sogar gestohlen wurde.
Auf meinem Weg, der nie wirklich einfach war, war auf einmal etwas weg.
Überlege schon sehr lange, was es sein kann.
Doch selbst diese Frage kann ich nicht beantworten.

Aber
jemand besitzt es und hält es vielleicht auch gefangen. Weiß der jemand sogar, was er da hat und kennt seinen Wert? Schon diese Frage bereitet mir Stress. Doch muss ich lernen, mich zu entspannen.

Da,
der Stress meinen Körper angreift und vergiftet.

Diese
Fragen, wo, wer, warum und so weiter sind jetzt auch schon so lange da, dass sie nicht wegzudenken sind. Somit hat der Stress wieder die Oberhand gewonnen.

Und
darum, mein Engel, brauche ich Dich ganz dringend. Du warst bis jetzt immer wieder da und zeigtest mir Möglichkeiten, mir Alternativen und hast mir gelehrt, wie es anders möglich sein kann.

Doch
dieses habe ich wieder verlernt. Alles, was Du mir beigebracht hast, ist auch irgendwie verschwunden.

Wo
bist Du und warum sehe und höre ich Dich nicht mehr?
Habe ich was getan oder kann ich Dich nicht finden, weil ich was verloren habe?

Dabei
habe ich immer gedacht, wenn man an Euch Engel glaubt, dann sieht man Euch. Doch in der letzten Zeit sehe ich keinen Engel mehr, nicht einmal ein Schweif von ihm.
Ich fühlte mich immer wohl, bis dieser große Umbruch kam und mir den Boden unter den Füßen wegriss.

Also
mein Engel, wenn ich Dich irgendwie gekränkt, verärgert oder sonst was gemacht habe, es tut mir LEID. Würde auch gerne alles wiedergutmachen, doch wie kann ich Dir dieses vermitteln, wenn ich nicht weiß, ob Du mich hören kannst. Ich brauche Dich heute dringender denn je. Verstehe das Leben nicht mehr. Es läuft nur noch so runter. Hoffe nicht, dass dieses jetzt alles war, Du verstehst schon, was ich meine. Wenigstens hoffe ich das.

Bitte gib mir nur ein Zeichen, damit ich sehe oder fühle, dass Du noch da bist und mich noch nicht ganz aufgegeben hast. Brauche dringend Deine Unterstützung, Deinen Halt. Nur Du kannst mir den momentan geben.

Ich vermisse Dich

Gruß Deine große Sorge, Ich

Besuch

Martin steht wie immer um 6 Uhr auf. Geht ins Badezimmer, wäscht sich und zieht neue Klamotten an. Jeden Tag, seit über 20 Jahren. Tag ein und Tag aus. Martin ist 40 Jahre, lebt alleine und sein Job, na ja, es ist ein Job und bringt die Miete und so weiter nach Hause.
Doch nun hatte er endlich sich mal dazu aufgerafft Urlaub zu nehmen. Ganze zwei Wochen hat er sogar bekommen. Doch was kann man machen? Eigentlich hatte Martin viele Hobbys, doch fing er sie meist an und brachte sie aber so gut wie nie zu Ende

Seine Kurzgeschichten und sein Tagebuch hatte er mal intensiv benutzt, nur leider hat er dieses auch schon seit Monaten nicht mehr beachtet. Seine Kamera, die er sich mal für teures Geld besorgt hatte, war kaum noch zu erkennen, soviel Staub hat sich in den letzten Monaten sich drauf gebildet. Auch seine Wohnung, die Einzimmerwohnung, sah nicht wirklich einladend aus. Eher, als würde darin jemand hausen. Keine Sortierung zu sehen. Papiere wurden auch nur gestapelt. Der Schreibtisch sieht auch nur aus, als wäre dieser Ort eine bessere Ablage. Den Rest der Wohnung beschreibe ich jetzt mal nicht. Martin hat sich dem Leben einfach nichts mehr zu sagen gehabt und so lebt er schon seit mehreren Jahren. Arbeit, Essen, Film schauen und dann wieder ins Bett. Manchmal stand er auch nur vorm Spiegel und schrie sich an und beleidigte sich, weil er jedes Mal dachte, dadurch wird es besser. Er dachte auch mal an einer Therapie, die Wartezeiten sind jedoch unfassbar lang und so gab er diese Idee auch schnell wieder auf. An Selbstmord dachte er selten. Immer wenn er Gedanken daran hatte, fielen ihm die womöglichen Schmerzen ein, die auftreten könnten und von Schmerzen hatte er genug, auch wenn es andere waren.

Jetzt war der Urlaub angekommen. Zwei Wochen weg von der Firma und dem leblosen Job. Seine Liebe zu irgendwas war verloren gegangen, doch wo er jetzt wieder um 6 Uhr aufgestanden war, wusste er nicht, was er machen sollte.
Erst ein kleines Frühstück, dann mehrere Becher Kaffee und danach gab er sich eine warme Dusche. Nach dem Duschen stand Martin vor dem Spiegel und sah sich beim Zähneputzen zu. Das Letzte, was er immer machte, bevor er sich seine Jacke anziehen würde, um dann zur Arbeit zu fahren. Dieses musste er an diesem Tag aber nicht machen. Trotzdem steht er mit seiner Zahnbürste im Badezimmer und schaut in den Spiegel. Martin nahm die Zahnbürste aus dem Mund, schaute noch intensive sich in den Spiegel an und grinste. Doch sein Grinsen verschwand noch schneller, als er versucht hatte sich grinsend zu sehen, zu wollen.
Er griff zum Wasserhahn, stellte das Wasser an und spülte seine Zahnbürste aus. Anschließend beugte er sich weiter hinunter, sodass er mit dem Mund den Wasserstrahl erreichte. Sein Mund wurde befüllt. Mit dem Wasser im Mund kam er langsam wieder aus der Beuge hinauf. Bewegte das Wasser immer wieder von links nach rechts, so wie man ihm das früher mal gezeigt hatte, wie man den Mund, nach dem Zähneputzen, ausspült.
Gedankentief spült er sein Mund aus und wiederholte diesen Vorgang dreimal. Nahm sein Handtuch in die Hand, um seinen Mund damit abzutrocknen. Er bewegte sich zum Spiegel, schaute wieder dort hinein und erschrak. Er sah sich, also sein Spiegelbild. Nur macht es nicht das, was es eigentlich sollte. Es sah fröhlich aus, zog Grimassen. Streckte Martin die Zunge raus, lachte ihn an und viele andere Sachen. Martin stand wie angewurzelt da. War verwirrt, dachte, dass sein Kopf ihm nur ein Streich spielen wurde. Er schloss die Augen und dachte sich, wenn er sie wieder aufmacht, ist das alles wie vorher. Innerlich zählte er von drei rückwärts und öffnete wieder die Augen. Tatsächlich, alles wieder wie vorher. Alles bewegt sich, wie vorher auch. Das Spiegelbild war wieder seins. Das Handtuch, was er fallengelassen hatte, hob er wieder auf.

Nach diesem kleinen Schreck brauchte er erst einmal einen Kaffee. Mit dem frischen Kaffee ging er zu seinem Sofa. Schubste die Sachen, die dort im Weg lagen, vom Sofa und setzte sich erst einmal hin. Zurückgelehnt und die Füße auf dem Tisch, wollte er gerade an seinem Kaffee nippen, doch irgendwas gefiel ihm nicht. Es war die absolute Stille, die in seiner Wohnung herrschte. Das sah er den Fernseher. Er nahm die Fernbedienung in die Hand, zielte auf den Fernseher und bevor er auf die Powertaste drücken konnte, sah er sich schon wieder. Der schwarze Bildschirm reflektierte sein Spiegelbild. Doch sein Spiegelbild war nicht so dunkel, wie es eigentlich sein sollte. Er sah sich, als ob er vor einem Spiegel stehen würde.
„Nicht schon wieder“, dachte sich Martin und wiederholte das, was er im Badezimmer gemacht hatte. Er schloss die Augen und zählte von fünf rückwärts. Es wird sicherlich wieder klappen, es klappe schließlich auch vorhin.

Er machte die Augen wieder auf, starrte auf den Fernseher.
Sein Atem stand still. Martin konnte nicht glauben, was er dort sah. Er sah zu einem hellen Licht. Ein Tennisball, große Lichtkugel, schwebte einfach so in seiner Wohnung, vor seinem Fernseher, herum. Martin ging langsam auf das Licht zu, musste wissen, was da vor seinen Augen schwebt. Sah schon beeindruckend aus, aber auch ein wenig Angsteinflößend. Martin ging immer näher, doch er konnte einfach nicht erkennen, was es war.
Als Martin fast mit der Nasenspitze die Lichtkugel berührte, schwebte es von Martin weg. Dann wieder ein wenig zu Martin hin und dann schwebte es aber auch mal ein wenig weiter in die Höhe. Man konnte denken, es wäre ein Glühwürmchen, doch dazu war es zu groß. Trotzdem holte Martin aus und wollte auf das Licht schlagen, so als wollte er eine Biene vertreiben.
„Halt“, ertönte es aus dem Licht. „Du möchtest doch nicht deinen Beschützer verletzen und verjagen!“.
Martin hielt inne. Er schaute sich um, doch es war keiner, bis auf das Licht, in seiner Wohnung und er war sich eigentlich sicher gewesen, dass Lichter nicht sprechen können. Martin drehte sich um und schloss wieder die Augen. Es musste einfach klappen.
„Martin, du kannst dich wieder umdrehen, ich werde nicht verschwinden“, sagte das Licht
Martin dreht sich langsam um, mochte aber nicht seine Augen öffnen.
„Da du dich jetzt umgedreht hast, kannst du auch gerne deine Augen wieder öffnen“, kam es, diesmal sanfter in der Stimme, wieder vom Licht. Martin traute sich aber nicht und drückte die Augen noch weiter zu. „Das kann nicht sein, Lichter können nicht reden. Du bist eine Einbildung, du bist gar nicht hier, du bist nur in meinem Kopf.“ Martin legte auch noch seine Hände vor den verschlossenen Augen. „Nein, nein, nein, geh weg. Du bist nur was Erdachtes.“
„Das stimmt nicht ganz, auch wenn viele Menschen es meinen, wir seien nicht echt“, entgegnet das Licht und fügte noch hinzu,“doch wenn du deine Augen öffnen würdest, wirst du sehen, dass wir wirklich existieren.“
„Existieren?“ Martin war von dem Wort so überrascht, dass er beim Wiederholen des Wortes, seine Hände senkte und seine Augen öffnete. Was er sah, war kaum zu beschreiben. Das Licht hat eine Menschengestalt sich angenommen. Martin konnte nur nicht sehen, ob es männliche oder weibliche Züge hatte. Diese Überlegung wurde Nebensache, da diese Gestalt nicht einfach dort stand, sondern sich in voller Pracht präsentierte.
Die Gestalt war recht groß. Über 2,50 Meter groß war sein Körper. Martin musste nach oben schauen, damit er ihn ins Gesicht schauen konnte. Doch nicht nur der leuchtende Körper war beeindruckend, sondern auch das, was an seinem Körper war. Es waren weiße Flügel, so wie man es auch immer wieder im Fernsehen sehen konnte. Nun stand er dort, in Martins Wohnung.
Jetzt streckte er sich und dabei breiteten sich die Flügel aus. Eigentlich hätte bei dem Ausmaße viele Sachen umfallen müssen, doch die Flügel stießen nichts um.
„Wer bist du und was soll dieser Aufzug?“ Martin war kreidebleich geworden, doch seine „große“ Angst war verflogen.
„Entschuldige das mit dem Spiegel, ich wollte dich da nicht erschrecken, ich wollte dich eigentlich mal wieder Lachen sehen. Ja und dieser Auftritt jetzt. Es tut mir leid, aber wir wissen einfach nicht mehr, wie wir uns Aufmerksamkeit verschaffen sollen. An uns glaubt ja kaum noch einer und eigentlich wollen wir auch kein Erschrecken oder Angst machen.“
„Moment, wer oder was ist, wir. Du bist alleine hier in meiner Wohnung.“ Unterbrach Martin das Wesen.
„Ja, ich bin jetzt hier alleine mit dir, Martin, aber auf der Welt sind wir ganz viele. So viele, dass wir aufgehört haben zu zählen, wie viele wir wirklich sind. Uns ist es aber auch nicht wichtig, wie viele wir sind, sondern wie viele Menschen wir helfen können. Wir sind nämlich Engel und ich bin dein Schutzengel.“
„Halt, Moment, das ging mir jetzt ein wenig zu schnell. Du bist also mein Schutzengel, aber wieso bist du hier und warum zeigst du dich und …“ Martin wird unterbrochen.
„Ich bin hier, nicht weil du in Not bist, ich bin hier, weil ich eine große Ausnahme machen muss und will. Wir sollen ja nur zum Schutz da sein, doch jetzt habe ich es geschafft, dass ich dich anders unterstützen darf. Ich sehe dich jeden Tag und seit zehn Jahren habe ich kein Lachen mehr gesehen und nun darf ich dir beibringen wieder zu lachen. Auch wenn du es anders siehst, aber es gibt sie noch, die Freude und das Gute, das Lachen und das Leben. Ja und die möchte ich dir gerne vorstellen. Sie sind wirklich nett und …
Ach, was rede ich soviel, folge mir einfach, versuche mir zu vertrauen und wir beide könnten ein tolles Abenteuer erleben.“

Entschuldige

Der Mond hing an seinem Platz. Hoch oben am Himmel und ist komplett rund. Es war Vollmond. An diesem Abend war er besonders hell und auch sah man sein freundliches Gesicht. Direkt unter dem Mond sah man eine große grüne Rasenfläche, die vom Nebel bedeckt wurde. Wie ein Schleier lag er über den Rasen, doch das Grün, der Grashalme, schienen so stark durch den Nebel, als ob die Rasenfläche ein eigenes Licht hätte. Das satte Grün von unten und von oben das wunderbare warme weiß vom Nebel. Trotz der Lichtverhältnisse und des Nebels, der sich langsam über dem Boden bewegte, sah es nicht so gruselig aus, wie in manchen Horrorfilmen, nein, die Situation hatte sogar was beruhigendes an sich.

Der Mond bewegte sich ein wenig über die Grünfläche. Man könnte meinen, er suchte was. Langsam, wie ein Scheinwerferstrahl, glitt der Mond über die Wiese, bis er langsam einen Baum fand, der alleine dort auf dem großen Grundstück steht. Davor eine kleine Bank, die auch schon aussah, als würde sie gleich auseinanderfallen. Der Mond bewegte sich nicht mehr weiter. Er stand auf einmal still und sein Licht fiel nur noch auf die Bank und auf den Baum. Dieser war riesig und so perfekt in der Form, wie man einen Baum sonst nie sieht. Als ob der Mond gesehen hätte, dass er nicht alles mit seinem Licht trifft, verbreitete er seinen Lichtstrahl. Nun war das Licht so breit, dass man denken konnte, der Baum und der Bank seine die Hauptdarsteller auf einer Bühne

Eine Sekunde später war es auf einmal dunkel. Kein Licht, nichts war mehr zu sehen.
Was war geschehen, es ist doch keine Wolke am Himmel, die den Mond abdecken konnte?
Doch der Mond war dunkel, als ob Magie mit im Spiel gewesen wäre oder hat der Mond was gesehen und erschrak so doll, dass er vor Schreck das Licht ausschaltete? Auch das brillante Grün, war nicht mehr zu sehen. Alles war erloschen und es war dunkel.

Ein paar Wimpernschläge später, ein Flackern in der Ferne.
Erst sah man ein kleines Licht in der Ferne. Dieses kleine flackernde Licht blieb aber nicht lange alleine. Vier, fünf, nein sieben kleine Lichter, kamen dazu und überquerten die dunkle Wiese. Sie waren wohl nur auf der Durchreise, denn sie hatten es nicht eilig und auch flogen sie eine gerade Linie, so als hätten sie ein genaues Ziel. Sie flogen Richtung Baum.

Auf einmal hielt der etwas größere Lichtpunkt an und die anderen kleineren Punkte taten das selbige, doch sie hielten nicht nur an, es sah sogar so aus, als würden sie sich langsam wieder von dem Baum entfernen. Sie sammelten sich und die kleinen Punkte wurden zu einem etwas größeren Lichtpunkt. Gemeinsam flogen sie in der Formation zum Baum. Die Lichter wurden ein wenig dunkler, sodass der Baum nur leicht von unten beleuchtet wurde.

Da, ein Schatten. Die Lichter fingen an zu flackern und gingen nach kurzen Flackern komplett aus. Es wurde wieder dunkel. Zur gleichen Zeit wurde es auch still, so als hätte jemand den Ton ausgeschaltet. Kein Wind, keine Tiere, nichts war mehr zu hören. Ungefähr eine Minute lang war es totenstille, als hätte man die Zeit angehalten.

Dann ein leiser Ton, doch sehr gut zu hören. Es war ein leises Wimmern. Unterm Baum wurde es langsam heller und man erkannte, dass die Lichter, kleine Engel waren, die sich bis eben nicht zu erkennen gegeben hatten. Jetzt waren sie zu sehen, in ihrer vollen Pracht und schauten nach oben. Nach oben zu einer Gestalt, die vorhin diesen einen Schatten gegeben hatte. Diese Gestalt war ein Mensch, ein Mann. Er bewegte sich nicht mehr. Selbst der Galgen, den er sich um seinen Hals gehängt hatte, hing nur noch still da. Die Engel weinten leise und auch ihr Licht, was normalerweise hell erleuchtete, war wie mit einem Dimmer wieder dunkler gestellt worden, so als wäre nur noch eine Kerze angezündet, die unter dem Baum flackerte.
Ein Engel versuchte sich die Haltung zu bewahren und bewegte sich langsam zu diesem Mann. Dieser schaute noch einmal genauer hin, wollte wahrscheinlich noch einmal sicher gehen, dass sie sich nicht geirrt haben. Beim genaueren Hinschauen fiel dem Engel ein Zettel auf. Mit zittrigen Händen, ergriff der Engel diesen Zettel, entfaltete diesen und nun zitterten nicht nur die Hände, sondern auch der ganze Körper. Sein Licht flackerte so schnell, wie er auch zitterte. Er versuchte, sich zu beruhigen. Nach mehreren Atemzügen schaffte der Engel sich zu beruhigen. Nachdem er sich langsam beruhigt hatte, leuchtete sein Licht auch ein wenig heller, sodass er den Brief laut vorlesen konnte.

Liebe Engel,

es fällt mir schwer, euch diese Worte zu schreiben, aber meine Zeit ist gekommen, und ich finde keine andere Möglichkeit, sie mit euch zu teilen. Vielleicht bin ich zu feige, euch dies persönlich zu sagen, aber ich hoffe, ihr könnt verstehen, dass es für mich keine andere Möglichkeit mehr gab, als diese.

Ihr wart immer an meiner Seite, egal wann und wo, und habt mir in den verschiedensten Situationen geholfen. Selbst bei den kleinsten Dingen standet ihr mir bei. Ihr wart meine Beschützer, und auf euch konnte ich mich immer verlassen. Selbst wenn ihr nicht rechtzeitig an Ort und Stelle sein konntet, versuchtet ihr zumindest, aufzuräumen, ohne dass ich etwas sagen musste. Ich war zutiefst dankbar, dass es euch gab. Obwohl ich immer wieder „Danke“ sagte, spürte ich, dass diese Worte nicht reichten.

Mein Gewissen sagte immer wieder zu mir, dass ihr mehr verdient habt als ein einfaches „Danke“. Ich habe nach Möglichkeiten gesucht, euch etwas zurückzugeben, aber je mehr ich es versuchte, desto mehr brauchte ich euch wieder. Mein Gewissen wurde so laut, dass ich euch kaum noch hörte. Ich konnte euch nicht mehr erreichen, und auch andere Menschen versuchten, mit mir zu sprechen, doch bei diesem Lärm und der Unruhe musste ich einfach die Reißleine ziehen, es war einfach nicht mehr auszuhalten.

Es tut mir unendlich leid, dass ich euch nichts geben konnte. Ich habe versucht, euch nicht auszubeuten, aber es klappte einfach nicht, euch auch was zu geben. Jetzt gehe ich diesen einen Weg, weil ich keinen andern mehr sehe. Bitte, bitte liebe Beschützer, seid nicht traurig oder sauer auf mich. Versucht zu verstehen, dass dies meine Entscheidung war, und dass ich hoffe, dass es euch gutgehen wird. Ihr seid frei, und ich hoffe, dass ihr die Ruhe oder das findet, was ihr braucht.

Danke für alles, meine lieben Engel.

Mit schwerem Herzen euer ……

Der Engel, der diesen Brief vorlas, konnte nicht mehr seinen Namen laut vorlesen. Er war erschöpft, traurig und enttäuscht. Die anderen Engel, die zugehört hatten, waren entsetzt, von dem, was sie hörten.
Ihre Lebensaufgabe war auf einmal nicht mehr da. Was sollten sie jetzt nur machen, denn so eine Situation kannten sie nicht. Alle schauten sich ratlos an, versuchten zu verstehen, was passiert war. Sie setzen sich in einen Kreis unter der Gestalt. Sie dimmten ihr Licht immer weiter herunter, so weit, dass man schließlich nur noch das leise Weinen der acht Engel hörte.


Mein Engel

Wichtig! Was ist wirklich wichtig oder gibt es überhaupt Wichtiges?
Tim stand am Abgrund. Wenn man runterschaute, hatte man einen genialen Ausblick auf die Wellen, die gegen die Klippen brachen. Er stand dort und schaute nur geradeaus, Richtung Horizont. Zur Sonne. Er sah zu, wie die Sonne am Himmel stand. Sie zog jeden Tag ihre Bahn und es sah so einfach aus. Doch nicht so einfach, wie sich Tim sein eigenes Leben wünschte. Die Sonne war ein wahrer Energie- und Wärmeträger, alles was Tim nicht sein konnte.

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Die Angst zum dritten

Völlige Stille im Haus, doch viele Beine bewegten sich.
Mäuse oder doch was anderes? Eklige Krabbeltiere, die sich in den Hauswänden bewegten?
Ein Knarren. Eine Fußbodendiele? Dieses Quietschen, egal wo es herkam, es war ohrenbetäubend. Dann war es wieder still. Nicht einmal eine Uhr hörte man ticken.
Dann doch wieder ein Geräusch. Eine Tür wird langsam und vorsichtig geöffnet. Das Quietschen der Tür hallte durch das ganze Haus und dieses Geräusch schallte so laut zurück, dass Thomas sich die Ohren zu halten musste. Ein kleines „Au“ entwich ihm und er stand in der Tür. Sein Blick sah besorgt aus.
„Martin, bist du hier?“
Thomas wartete ein wenig und hoffte wohl auf eine Antwort.
„Na komm, mein Freund. Ich weiß, dass du hierher wolltest.“
Thomas wollte gerade noch einen Satz ergänzen, woher er wusste, dass sein Freund hier in diesem Haus war, doch im selben Moment sah er einen Schatten, der nicht gerade einladend war. Seine Augen verharrten auf diesen und seine Haut war auf einmal bleich. So bleich, dass man denken würde, er hat sein ganzes Blut verloren. Langsam trat er in das große Haus ein. Wollte sicher sein, dass es nicht das ist, was er im ersten Moment dachte? Der Boden war rot wie Blut und dann dieser Schatten. Die Gedanken kreisten.

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Die Angst geht weiter

Schlüssel klimperten im Schloss. Martin kommt nach Hause. Er hatte wieder einmal einen unaufgeregten Tag hinter sich. Reine Langeweile treibt ihn auf der Arbeit. Nie wirklich richtig ausgelastet. Gerade angekommen, lässt er die Tür hinter sich zufallen. Die Schlüssel landeten in der Post Abteilung und die Briefe, die er mit nach oben gebracht hatte, lag er dort hinzu. Der Gang war nicht sehr überzeugend, er schlurfte und so wie er sich fühlte, wollte er auch sein Essen herrichten, nämlich gar nicht. Er schnappte sich sein Handy und bestellte was vom Burgerladen.

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